Im Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach Bensberg fand am 12.11.2024 ein intensiver Fortbildungstag zur agilen Führung statt, ausgerichtet auf die Leitungen der LVR-Förderschulen. Unter der Leitung von Carsten Arntz, Oberstudiendirektor i. K. und Experte für digitales und agiles Leadership, kamen rund 30 Führungskräfte zusammen, um sich mit den Prinzipien und Methoden einer flexiblen, zukunftsorientierten Schulleitung auseinanderzusetzen.
Arntz eröffnete den Tag mit einem inspirierenden Impulsvortrag unter dem Titel „Agile Führung – Neue Wege für eine zukunftsfähige Schulleitungspraxis“. Ziel des Seminars war es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die steigenden Anforderungen der modernen Bildungslandschaft vorzubereiten und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Schulen effizient und flexibel führen können.
Agile Führung steht für einen Paradigmenwechsel, der sich an den Prinzipien der Flexibilität, Eigenverantwortung und kollaborativen Entscheidungsfindung orientiert. Diese Prinzipien haben sich bereits in zahlreichen Wirtschaftsbereichen bewährt und erfahren nun zunehmend Einzug in den Bildungssektor. Schulen stehen heute in einer sogenannten VUCA-Welt, geprägt von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Der Bildungssektor ist diesen Herausforderungen in besonderem Maße ausgesetzt, da er nicht nur auf politische und gesellschaftliche Veränderungen reagieren, sondern auch langfristige pädagogische Zielsetzungen verwirklichen muss. Agile Führung unterstützt Schulleitungen dabei, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und gleichzeitig eine Vertrauenskultur zu fördern, in der Mitarbeitende eigenverantwortlich agieren und Innovation gefördert wird.
Der Fortbildungstag begann mit einer Einführung in die Grundlagen des agilen Leadership, gefolgt von Arbeitsphasen, die den Führungskräften Raum für Selbstreflexion und kollegialen Austausch boten. Arntz legte in seinem Vortrag dar, dass agile Führung weit über methodische Ansätze wie Scrum oder Kanban hinausgeht und vielmehr eine Haltung erfordert, die auf Teamarbeit, klare Zielsetzungen und iterative Prozesse setzt. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung eines wertschätzenden Führungsstils, der es den Mitarbeitenden ermöglicht, Verantwortung zu übernehmen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reflektierten dabei ihre eigenen Führungskompetenzen und entwickelten Szenarien für die Umsetzung agiler Methoden in ihren Schulen. Ein praktisches Beispiel stellte die Einführung von Mitarbeiterstrategiegesprächen dar, die nicht nur eine Form der Evaluation darstellen, sondern auch als Empowerment-Tool dienen sollen, um die berufliche Entwicklung der Lehrkräfte gezielt zu fördern.
Am Nachmittag wurde die Teamdynamik weiter vertieft. Eine Seminarübung zur agilen Teamarbeit bot den Führungskräften die Möglichkeit, agile Prinzipien aktiv auszuprobieren und die Potenziale einer kollaborativen Arbeitsweise unmittelbar zu erleben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten Visionen, wie ihre Schulen in fünf Jahren unter der Anwendung agiler Führung aussehen könnten. Die Zukunftswerkstatt, in der kreative Ideen für eine flexible, anpassungsfähige Schulkultur entwickelt wurden, ermöglichte es den Führungskräften, langfristige Ziele für ihre Schulen zu formulieren und Wege zu ihrer Realisierung zu finden.
Carsten Arntz betonte, dass agiles Leadership mehr als ein Werkzeugkasten für die Transformation in der Führungsleitung ist. Es ist ein Ansatz, der darauf abzielt, Schulleitungen zu befähigen, auch unter Druck handlungsfähig zu bleiben und ihre Schule als lernende Organisation zu gestalten. Dieser Ansatz erfordert, dass die Führungskräfte ihre eigenen Rollen neu definieren: Sie sind nicht nur Manager und Organisatoren, sondern auch Coaches, Problemlöser und Motivatoren. Eine agile Führungskraft sieht die Schule als lebendiges System, in dem alle Beteiligten eine aktive Rolle spielen und zum Erfolg beitragen können.
Das Fortbildungsformat bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine umfassende Einführung in agile Führungsmethoden und ermutigte sie dazu, traditionelle Strukturen zu hinterfragen und ihre Schulen als dynamische, anpassungsfähige Systeme zu begreifen. Das Feedback der Teilnehmenden zeigte, dass das Seminar viele wertvolle Impulse für die Umsetzung agiler Prinzipien im Schulalltag gab. Am Ende des Tages zogen die Führungskräfte in einer Evaluation positive Bilanz und nahmen motiviert erste Ideen zur Umsetzung mit in ihre Schulen.
Für die LVR-Förderschulen eröffnet agiles Leadership neue Perspektiven, die Schulleitungen darin unterstützen, den Anforderungen einer modernen, digitalen und dynamischen Bildungswelt gerecht zu werden. Die Fortbildung hat den Teilnehmenden aufgezeigt, dass agile Führung keine bloße Methode ist, sondern eine grundlegende Haltung, die es ihnen ermöglicht, in einer zunehmend komplexen Welt selbstbewusst und lösungsorientiert zu agieren.